Insolvenzverfahren Galeria schließt 52 Warenhäuser
Galeria Karstadt Kaufhof steckt seit Jahren in der Krise - im laufenden Insolvenzverfahren kommt es nun zu harten Einschnitten: Der Konzern will mehr als 50 Filialen schließen. Tausende Beschäftigte verlieren ihren Job.
Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof will 52 der noch verbliebenen 129 Warenhäuser schließen. Das teilten der Konzern selbst sowie dessen Gesamtbetriebsrat mit.
Die betroffenen Häuser sollen laut Konzern in zwei Wellen Ende Juni dieses Jahres und Ende Januar kommenden Jahres geschlossen werden. Von den Maßnahmen seien insgesamt 4300 Beschäftigte betroffen. Die Arbeitnehmervertreter sprachen zuvor von "weit über 5000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern", die ihren Arbeitsplatz verlieren würden.
"Dies ist ein rabenschwarzer Tag"
Es würden nicht nur Stellen in den Schließungsfilialen wegfallen. Geplant seien auch Flächenreduzierungen und ein Personalabbau in den verbleibenden Häusern und in den Zentralfunktionen. "Dies ist ein rabenschwarzer Tag", betonte der Betriebsrat.
Auch der Galeria-Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz sagte: "Das ist zweifellos heute für uns alle ein schwerer Tag." Das Unternehmen habe in den vergangenen Wochen intensiv um jeden einzelnen Standort gerungen. Die mehr als 50 Warenhäuser könnten aber angesichts der volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der lokalen Gegebenheiten nicht fortgeführt werden.
Mehrere Gründe für Filialschließungen
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des russischen Angriffs auf die Ukraine seien nur zu einem kleinen Teil für die Pläne verantwortlich, erklärte der Gesamtbetriebsrat weiter. Vielmehr sei es die fehlende Strategie für eine regionale Ausrichtung gewesen.
Bei der Entscheidung zur Schließung von Filialen seien vom Unternehmen unterschiedliche Gründe genannt worden, etwa die Mietbelastung, der Zustand der Gebäude, der Investitionsbedarf, die Bevölkerungs- und Kaufkraft-Entwicklung an den Standorten und die wirtschaftliche Entwicklung eines Warenhauses.
Für den Verlust des Arbeitsplatzes erhielten die betroffenen Mitarbeiter eine Abfindung in Höhe des zweifachen Monats-Brutto-Entgelts. Zudem sollen sie laut Konzern das Angebot erhalten, in eine Transfergesellschaft zu wechseln, um sich für eine neue Stelle weiterzuqualifizieren.
Galeria Karstadt Kaufhof hatte Ende Oktober zum zweiten Mal innerhalb von weniger als drei Jahren Rettung in einem Schutzschirm-Insolvenzverfahren suchen müssen.
Energiepreise und Konsumflaute
Als Grund für die bedrohliche Lage des Unternehmens nannte Konzernchef Miguel Müllenbach damals in einem Mitarbeiterbrief die explodierenden Energiepreise und die Konsumflaute in Deutschland. Der Manager ließ von Anfang an keinen Zweifel daran, dass die erneute Sanierung mit erheblichen Einschnitten in das Filialnetz und einem deutlichen Stellenabbau verbunden sein würde.
Zudem machten hausgemachte Probleme dem Konzern zu schaffen, der der milliardenschweren Signa-Holding des österreichischen Investors Rene Benko gehört, der Karstadt und Kaufhof zusammengeführt hatte.
Vor zwei Jahren hatte Galeria Karstadt Kaufhof bereits im damaligen Insolvenzverfahren gut 40 von damals 172 Filialen geschlossen, wobei rund 5000 Mitarbeiter ihre Stellen verloren. Auch mehr als zwei Milliarden Euro an Schulden wurden demnach gestrichen. Das entlastete den Konzern aber nur vorübergehend.
Modernisierung und neuer Fokus
Bereits Anfang 2021 und noch einmal Anfang 2022 musste der geschrumpfte Handelsriese angesichts der Pandemie um staatliche Unterstützung bitten. Insgesamt griff der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) dem Traditionsunternehmen in zwei Hilfsaktionen mit 680 Millionen Euro unter die Arme - ohne Erfolg.
Nach den Plänen des Warenhauskonzerns sollen die verbleibenden 77 Filialen in den kommenden drei Jahren allesamt umfassend modernisiert werden. In Zukunft will sich der Konzern bei seinem Angebot vor allem auf die Bereiche Bekleidung, Schönheitspflege und Wohn-Accessoires konzentrieren.
Allerdings muss vor dem Neustart noch die Gläubigerversammlung am 27. März in Essen grünes Licht dafür geben. Lehnt sie den Insolvenzplan ab, droht dem Unternehmen das sofortige Aus.