"Unerfüllbare" Forderungen der GDL Bahn will vermittelte Tarifgespräche
Der nächste Tarifkonflikt bei der Bahn steht an - und auch Streiks sind möglich. Personalchef Seiler hat nun vermittelte Tarifgespräche vorgeschlagen. Kommende Woche könnte klar sein, ob es dazu kommt.
Bahn-Personalvorstand Martin Seiler hält Forderungen der Arbeitnehmer vor der anstehenden Tarifrunde mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) für "unerfüllbar" - und bringt vermittelte Tarifgespräche ins Spiel. Seiler sagte: "Wenn wir die Forderungen der GDL erfüllen würden, würden unsere Personalkosten um über 50 Prozent steigen und das ist durch nichts, aber auch durch gar nichts zu rechtfertigen."
Insbesondere die Forderung der Gewerkschaft nach einer Absenkung der Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden für Schichtarbeiter bei vollem Lohnausgleich sei "nicht realisierbar". Dazu ergänzte Seiler: "Das würde bedeuten, wenn wir das vollumfänglich umsetzen würden, müssten wir im Schichtdienst rund 10.000 Mitarbeiter zusätzlich einstellen." Das sei bei dem angespannten Arbeitsmarkt nicht vorstellbar.
Gespräche unter Vermittlung von Konfliktberatern
Seiler rief die Gewerkschaft unter ihrem Chef Claus Weselsky dazu auf, von Beginn an unter Vermittlung von "Konfliktberatern im Stile einer Art Schlichtung moderiert ins Gespräch zu gehen". Dabei könnten in Form einer Sondierung Möglichkeiten und Kompromisse ausgelotet werden. Von Anfang an sollten erfahrene Konfliktvermittler mit an Bord sein und nach einer Lösung suchen.
Wir wollen raus aus der Konfliktspriale, wir wollen hinein in einen Lösungsmodus.
Vermittelte Gespräche gibt es üblicherweise in Form einer Schlichtung, wenn reguläre Tarifverhandlungen gescheitert sind. In der jüngsten Tarifrunde der Bahn mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) brachte ein solches Verfahren letztlich eine Einigung. Seiler schlägt der GDL nun von Anfang an ein daran angelehntes Format vor.
Bitte um Antwort bis Ende kommende Woche
Solange Gespräche in dieser Form liefen, müsse es eine Friedenspflicht geben, betonte Seiler. Ein entsprechender Vorschlag sei der GDL schriftlich zugesandt worden. Seiler bat die Gewerkschaft um eine Antwort bis Ende der kommenden Woche. Der erste Verhandlungstag ist für den 9. November in Berlin angesetzt.
Zum Vorschlag der Bahn äußerte sich die Gewerkschaft am Freitag skeptisch. Zwar stand die GDL Schlichtungsverfahren in der Vergangenheit stets offen gegenüber. Allerdings gab es ein solches Format noch nie von Beginn an. "Wenn ein Schlichter von vornherein reingezogen wird, nimmt sich der Verhandlungsführer selbst aus dem Rennen", sagte Weselsky der "Südwest Presse".
Tarifverträge laufen Ende Oktober aus
Die Tarifverträge mit der GDL laufen Ende Oktober aus - dann endet die Friedenspflicht. Die Gewerkschaft fordert neben der Arbeitszeitabsenkung unter anderem mindestens 555 Euro mehr pro Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.
Die GDL will außerdem ihren Einfluss bei der Bahn ausweiten und in dieser Runde auch für die Beschäftigten der Infrastruktursparte verhandeln. Dort hat die GDL bislang keine Tarifverträge.