Angespannter Wohnungsmarkt Studentenapartment und frische Eier für 650 Euro
Wohnheimplätze und WG-Zimmer sind vor allem in Unistädten knapp. Eine Alternative: private Apartment-Wohnheime. Studierendenvertreter befürchten, dass studentischer Wohnraum so zum Luxusgut wird.
"Suche dringend WG-Zimmer in Frankfurt" oder "Brauche bitte ein Zimmer - egal wo": Gerade zum Semesterstart im Herbst sind Online-Portale voll mit solchen Gesuchen von Studierenden. Sie zeigen, wie verzweifelt manche auf der Suche sind. Besonders angespannt ist die Situation in Großstädten wie etwa Frankfurt am Main.
Und wer das Glück hat, eine Unterkunft zu finden, muss dafür viel zahlen: Ein WG-Zimmer in Frankfurt kostet durchschnittlich 680 Euro. Das hat eine Auswertung des Moses Mendelssohn Instituts in Kooperation mit der Vermittlungsplattform wg-gesucht.de ergeben. Nur in München ist der Durchschnittspreis mit 790 Euro noch höher.
"Angesichts der weiterhin steigenden Mieten für Studierende droht eine neue Form der sozialen Auslese", erklärt Matthias Anbuhl, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Studierendenwerks. In Zukunft gelte immer häufiger: "Ich kann nur dort studieren, wo ich mir die Miete noch leisten kann."
Nachfrage nach Studentenwohnung doppelt so hoch wie Angebot
In Frankfurt am Main ist das besonders spürbar, findet Timo Wenninger, Referent für Wohnraum im Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) der Goethe-Universität: "Was wir brauchen, ist mehr finanzielle Förderung für studentischen Wohnraum."
Das Studierendenwerk kann in Frankfurt gerade einmal 3.700 geförderte Wohnheimplätze vergeben. Laut Warteliste bräuchte es aber fast doppelt so viele, sagt Konrad Zündorf, Geschäftsführer des Studierendenwerks Frankfurt: "Wir haben allerdings im Moment sehr hohe Baukosten und die öffentliche Förderung ist nicht nachgewachsen."
Ähnlich sieht es auch in anderen Unistädten aus: Beim Studierendenwerk München Oberbayern stehen aktuell rund 11.500 Studierende auf der Warteliste für einen Platz im Wohnheim. Beim Studierendenwerk Erlangen-Nürnberg sind es 3.500, in Heidelberg mehr als 2.500, teilt das Deutsche Studierendenwerk auf Anfrage mit.
Luxus-Wohnheim mit Hühnern
Die Lücke versuchen private Anbieter zu nutzen. In Frankfurt steht seit diesem Jahr das nach Unternehmensangaben größte private Studentenwohnheim Europas. Im "i-Live Campus Frankfurt" stehen über 1.000 vollmöblierte Zimmer zur Verfügung. Betrieben von einer Tochterfirma der Commerzbank gibt es hier Gemeinschaftseinrichtungen wie Tischkicker, Kino, einen Fußballplatz und sogar Hühner, deren Eier man zum Frühstück per App bestellen kann.
Günstiger Wohnraum ist das allerdings nicht. Ab 650 Euro warm kosten die 18 Quadratmeter großen Mikro-Apartments. Die Nachfrage sei groß, heißt es vom Unternehmen. Zum Start des Semesters waren 70 Prozent der Wohnungen bereits belegt. Das Unternehmen rechnet mit einer kompletten Auslastung bis Ende des Jahres.
Auch wenn der "i-Live Campus Frankfurt" 150 geförderte Zimmer zu einem günstigeren Preis anbietet, hält der AStA nur wenig davon. "Wir brauchen preiswerten Wohnraum für Studierende", sagt Wohnraumreferent Timo Wenninger, "und den bekommen wir nicht hin, indem wir privaten Kapitalmarktakteuren das Feld überlassen."
"Bettenbörse" als kurzfristige Lösung
Für alle Erstsemester, die noch keine bezahlbare Wohnung gefunden haben, bietet der AStA eine "Frankfurter Bettenbörse" an. Hier können andere Studierende, die eine freie Couch haben oder für ein paar Tage selbst nicht in ihrer Wohnung sind, anderen einen Schlafplatz anbieten. Doch das ist für Erstsemster keine dauerhafte Lösung.
Und eine solche dauerhafte Unterkunft zu finden, bleibt schwer. Denn es werden täglich mehr, die im Netz nach bezahlbaren Wohnungen suchen.