Nach Anschlägen mit Toten Neue Massenproteste in Israel angekündigt
Die Protestbewegung in Israel hält nach den jüngsten Anschlägen an ihren Massendemonstrationen fest. In vier Städten werden am Abend Proteste erwartet. Premier Netanyahu rief seine Regierung zur Geschlossenheit auf.
Einen Tag nach den Anschlägen in Tel Aviv und im Westjordanland hat die Protestbewegung gegen die umstrittene Justizreform der Regierung angekündigt, ihre Massendemonstrationen heute Abend landesweit fortzusetzen. Ein italienischer Tourist war am Freitagabend getötet worden. Am Mittag starben zwei junge israelische Schwestern.
In einem Aufruf heißt es unter anderem unter Hinweis auf die Eskalation der Gewalt in den vergangenen Tagen: Die Regierung von Premierminister Benjamin Netanyahu sei von führenden Mitgliedern der Sicherheitsdienste sowie von Verteidigungsminister Yoav Galant in jeder denkbaren Form vor der zerstörerischen Wirkung gewarnt worden, die "ihr Coup für Israels Sicherheit und Abschreckung" haben werde.
Für den Abend hat die Protestbewegung zu Demonstrationen in Tel Aviv, Haifa, Be'er Sheva und Jerusalem aufgerufen. Hauptredner in Tel Aviv soll Israels ehemaliger Verteidigungsminister Mosche Ya'alon sein.
Attentäter hatte nur Spielzeuggewehr dabei
Ministerpräsident Netanyahu hatte am Freitagabend unmittelbar nach dem Anschlag von Tel Aviv die Einberufung von Reserveeinheiten der Grenzpolizei und von Armee-Reservisten angeordnet.
Nach Angaben der Polizei war ein 44-jähriger arabischer Israeli um 21:30 Uhr an der beliebten Strandpromenade in Tel Aviv mit seinem Auto in eine Menschengruppe gefahren. Ein Sprecher des israelischen Rettungsdienstes sagte nach dem Einsatz am Anschlagsort, das Opfer sei ein 30-jähriger Mann, der schwer verletzt wurde. "Trotz unserer größten Anstrengungen, sein Leben zu retten, starb er leider an Ort und Stelle."
Alle anderen Personen seien in Krankenhäuser in Tel Aviv gebracht worden. "Es stellte sich anschließend heraus, dass alle Patienten Touristen waren, die auf dem Fußgängerweg unterwegs waren und leider in einen Terroranschlag geraten sind." Bei dem Todesopfer handelt es sich um einen jungen Anwalt aus Rom. Sieben weitere Touristen erlitten leichte bis mittelschwere Verletzungen.
Der Attentäter, ein Familienvater von fünf Töchtern, habe nach einer Waffe gegriffen und sei von einem Polizisten erschossen worden. Die Tageszeitung "Ha'aretz" berichtete unter Hinweis auf Polizeikreise, der Mann habe keine Waffe in seinem Fahrzeug gehabt, sondern vielmehr ein Spielzeuggewehr.
Netanyahu ruft zu Geschlossenheit auf
Ministerpräsident Netanyahu hat unterdessen israelischen Medienberichten zufolge seine Regierungsmitglieder zur Geschlossenheit aufgerufen. Der Fernsehsender "Channel 12" berichtete am Freitagabend, Netanyahu habe in einer internen Beratung mit führenden Kabinettsmitgliedern gesagt, Israel müsse größere Konflikte an unterschiedlichen Fronten vermeiden. Es gebe genug interne Auseinandersetzungen und "wir werden von der Opposition und der Straße" herausgefordert. Unnötige Streitereien innerhalb der Regierung müssten unterlassen werden.
Vor zwei Wochen hatte der Ministerpräsident Verteidigungsminister Galant entlassen, ihn aber stillschweigend weiterhin im Amt belassen. Galant hatte öffentlich vor den Folgen der Massendemonstrationen gegen die Justizreform für die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte gewarnt und einen Dialog mit der Protestbewegung gefordert.