Treffen mit Juncker und Tusk Warmer Empfang für von der Leyen
Am 16. Juli will sich Ursula von der Leyen vom EU-Parlament zur Kommissionspräsidentin wählen lassen. Der Weg dorthin ist allerdings noch weit - trotz demonstrativer Rückendeckung von ganz oben.
"Zwei wahre Europäer", schwärmt eine enge Mitarbeiterin von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker auf Twitter. Das Foto darunter zeigt den Luxemburger, wie er seiner Nachfolgerin in spe in bekannt jovialer Weise den Arm um die Schulter legt. Und eine Brüssel-Korrespondentin spottet: "Jetzt hat sie ihren ersten Juncker-Kuss!"
Juncker will beim Übergang helfen
Ursula von der Leyen und ihre Gastgeber bewahrten Stillschweigen über ihr kurzes Treffen. Nur, dass es ein "freundliches Gespräch" gewesen sei, wurde hinterher mitgeteilt. Einem Sprecher Junckers zufolge kann von der Leyen auf die Unterstützung des scheidenden Behördenchefs und seines Teams zählen. Um "einen reibungslosen Übergang sicherzustellen", werde man "Hand in Hand zusammenarbeiten".
Nach dem warmen Willkommen im Berlaymont, ihrem möglichen künftigen Amtssitz, kam die Ministerin anschließend mit Ratspräsident Donald Tusk zusammen. Auch der stärkte der Deutschen demonstrativ den Rücken. Im Parlament in Straßburg hatte Tusk zuvor das vom EU-Gipfel am Dienstag geschnürte Personalpaket gegen Kritik verteidigt.
Erstmals in der Geschichte der Union hätten die Staats- und Regierungschefs für vier Spitzenjobs zwei Frauen und zwei Männer vorgeschlagen, lobte er. Dies sei eine positive Entwicklung.
EU-Ratspräsident Tusk verteidigte die Nominierung von der Leyens im Europaparlament in Straßburg gegen Kritik.
Noch viel Überzeugungsarbeit nötig
Von der Leyen nahm die freundlichen Worte mit ihrem berühmten Lächeln entgegen. Klugen Rat einzuholen, sei ihr wichtig. Die CDU-Frau dürfte aber wissen, dass es auf Juncker und Tusk nun nicht mehr ankommt. Wenn sie die Abstimmung in Straßburg in knapp zwei Wochen gewinnen will, muss von der Leyen bei den Abgeordneten noch Überzeugungsarbeit leisten.
Auf Twitter kündigte die Ministerin an, sie plane, "allen Fraktionen zuzuhören und gemeinsam einen Plan für Europas Zukunft zu erarbeiten".
Im Parlament läuft vor allem die SPD Sturm gegen die Personalie. Weil von der Leyen keine Spitzenkandidatin gewesen sei, werde man ihre Berufung nicht mitragen. Die Fraktionschefin der europäischen Sozialdemokraten, Garcia Perez, äußerte sich weniger strikt: Sie kündigte an, man werde mit Blick auf die politische Agenda der künftigen Kommission "sehr fordernd" sein.