US-Wahl 2024

Donald Trump hält in einem Müllwagen sitzend eine Pressekonferenz

US-Wahlkampf Wie Trump Bidens "Müll"-Kommentar ausnutzt

Stand: 31.10.2024 10:28 Uhr

Ein verbaler Fehltritt von US-Präsident Biden wird für Kamala Harris zu einem ernsthaften Problem auf der Zielgeraden des US-Wahlkampfs. In einer Showeinlage schlachtet Donald Trump Bidens Kommentar gnadenlos aus.

In den letzten Tagen vor der US-Präsidentschaftswahl dreht sich vieles um das Wort "Müll". Als solchen habe der derzeitige Amtsinhaber Joe Biden die Anhänger von Donald Trump bezeichnet, kritisieren die Republikaner. Was Biden mit seiner ungelenken Aussage genau sagen wollte, ist eine Frage der Auslegung. Doch die Chance, mit Empörung über den Kommentar Wähler zu mobilisieren, will die Trump-Kampagne für sich nutzen.

Der frühere Präsident und einstige Reality-TV-Star nannte die Äußerung "schrecklich" und stellte eine Verbindung zu Hillary Clinton her, die Trump-Anhänger im Kampf um das Weiße Hause vor acht Jahren als "erbärmlich" bezeichnet hatte. Im Endspurt vor der Wahl kommenden Dienstag ging Trump gestern Abend mit einer seiner Showeinlagen noch einen Schritt weiter.

Wahlkampf im Müllwagen

Vor einem Wahlkampfauftritt im hart umkämpften US-Staat Wisconsin lief der Ex-Präsident nach seiner Ankunft am Flughafen in Green Bay über das Rollfeld zu einem Müllwagen, der mit Trump beschriftet war. "Wie gefällt Ihnen mein Müllwagen? Dieser Wagen ist zu Ehren von Joe Biden und Kamala Harris", sagte er aus der Fahrerkabine des Wagens heraus zu Medienvertretern.

Gekleidet war Trump in der orange-gelben Weste eines Müllmanns, in der er später auch auf die Bühne des Wahlkampfevents trat. Biden habe gezeigt, was er und Vizepräsidentin Harris von Millionen Amerikanern hielten. "Man kann nicht Präsident sein, wenn man das amerikanische Volk hasst, und ich glaube, das tun sie", sagte er.

Debatte um "Müll"-Kommentar

Angefangen hatte die Kontroverse mit einem abfälligen Scherz bei einer großen Wahlkampfveranstaltung von Trump in New York am Sonntag. Ein Komiker bezeichnete das US-Gebiet Puerto Rico als im Ozean schwimmende Insel aus Müll. Die Äußerung löste heftige Kritik an Trump aus.

Doch dann kam Bidens Aussage bei einem Telefonat mit der Latino-Community. "Der einzige Müll, den ich da draußen treiben sehe, sind seine Anhänger, seine Dämonisierung der Latinos ist skrupellos und unamerikanisch", sagte Biden. Dem Mitschnitt der Veranstaltung ist nicht eindeutig zu entnehmen, ob Biden tatsächlich Trumps Anhänger als Müll bezeichnete - oder die verbreiteten Ansichten und Äußerungen über Latinos.

Im offiziellen Transkript des Weißen Hauses wird es so dargestellt, als treffe Letzteres zu. Auch Biden erklärte später, seine Absicht sei gewesen, zu verdeutlichen, dass Trumps Dämonisierung von Latinos gewissenlos sei.

Harris schlägt versöhnliche Töne an

Harris, die knapp eine Woche vor der Präsidentenwahl mit Trump Kopf an Kopf liegt, betonte, sie sei dagegen, Menschen dafür zu kritisieren, wen sie wählen. Sie wolle Präsidentin für alle Amerikaner sein - auch für die, die nicht für sie stimmen. Außerdem habe Biden seine Äußerungen klargestellt.

Die Vizepräsidentin hat in der Schlussphase ihres Wahlkampfs viel Zeit darauf verwendet, ehemalige Trump-Wähler zu erreichen. Frühere Unterstützer Trumps traten mehrmals bei Wahlkampfterminen von Harris auf. Und sie hat in Aussicht gestellt, einen Republikaner im Falle ihres Wahlsiegs ins Kabinett aufzunehmen. Der laut Umfragen unbeliebte Biden spielte in ihrem Wahlkampf kaum eine Rolle.

"Ich will keine politischen Punkte machen, ich will Fortschritte," sagte Harris, die ebenfalls in Wisconsin Wahlkampf machte. "Als Präsidentin werde ich versuchen, gemeinsame Grundlagen und vernünftige Lösungen für die Probleme zu finden, mit denen Sie konfrontiert sind."

Trump: "Puerto Rico liebt mich"

Trump versuchte in Wisconsin auch erneut, sich von den Äußerungen des Komikers Tony Hinchcliffe zu distanzieren. Wie bereits in den vergangenen Tagen, behauptete er, Hinchliffe nicht zu kennen und nie gesehen zu haben. Die abfällige Bemerkung des Comedian verurteilte Trump nicht ausdrücklich. Aus seinem Wahlkampfteam hieß es, der Witz spiegele nicht die Meinung Trumps wider.

"Ich liebe Puerto Rico und Puerto Rico liebt mich", verkündete Trump aus dem Müllwagen heraus. Er müsse sich nicht bei den Puerto Ricanern entschuldigen. Die Stimmen von Puerto Ricanern könnten unter anderem im Swing State Pennsylvania entscheidend sein.

Trumps aggressive Rhetorik

Trump selbst verwendet bei seinen Wahlkampfauftritten häufig Beleidigungen gegen seine politischen Kontrahenten. In der Vergangenheit nannte er sie beispielsweise Ungeziefer oder Kommunisten. Für solche Aussagen steht Trump regelmäßig in der Kritik. Es ist jedoch unklar, wie stark unabhängige Wähler sich davon beeinflussen lassen.

Die Anti-Trump-Gruppe The Lincoln Project teilte außerdem ein Video von einer Kundgebung Trumps am 7. September in Mosinee, Wisconsin. Darin greift der republikanische Ex-Präsident Harris an und sagt dann: "Und es liegt nicht an ihr, sondern an den Leuten, die sie umgeben. Sie sind Abschaum. Sie sind Abschaum, und sie wollen unser Land zerstören. Sie sind absoluter Müll."

Frustrierte und ängstliche Wähler

Viele Amerikaner fühlen sich mit Blick auf den Präsidentschaftswahlkampf ängstlich oder frustriert. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage der Nachrichtenagentur AP und des Forschungszentrums Norc hervor.

Mehr als zwei Drittel der Befragten bekundete grundsätzlich Interesse an der Wahl. Seit 2020 konstant geblieben ist der Erhebung zufolge die Frustration der Amerikaner über den Wahlkampf. Nur etwa ein Drittel der US-Bürger ist laut der Umfrage aufgeregt, weniger als bei den beiden vergangenen Wahlen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 31. Oktober 2024 um 09:00 Uhr.