Lars Klingbeil
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Krieg gegen die Ukraine ++ Klingbeil sieht Eklat als "Weckruf" ++

Stand: 03.03.2025 00:07 Uhr

Der SPD-Vorsitzende Klingbeil hat in den tagesthemen gesagt, Europa müsse jetzt in der Verteidigungspolitik vorankommen - es gehe aber nicht darum, "mit den Amerikanern zu brechen". König Charles hat den ukrainischen Präsidenten Selenskyj nach dem Gipfeltreffen empfangen. Die Ereignisse vom Sonntag zum Nachlesen.

Die wichtigsten Entwicklungen:

02.03.2025 • 23:59 Uhr

Ende des Liveblogs

Damit schließen wir den Liveblog für heute. Vielen Dank für Ihr Interesse.

Das russische Militär hat am Abend erneut Drohnen-Schwärme zu Zielen in der Ukraine gestartet. Nach ukrainischen Medienberichten und nach Angaben der Flugabwehr wurden die Drohnen-Verbände über verschiedenen Landesteilen gesichtet. Die genauen Ziele waren einmal mehr nicht erkennbar. In jüngster Zeit ging das russische Militär dazu über, zahlreiche sogenannte Köder-Drohnen einzusetzen. Diese unbemannten Fluggeräte fliegen ohne Sprengsätze, einfach nur, um die ukrainische Flugabwehr zu überlasten und zur Verschwendung wertvoller Munition zu zwingen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat allen Teilnehmern beim Gipfel in London für deren Bemühungen um eine Friedensregelung gedankt. "Gemeinsame Stärke kann unsere Zukunft schützen", schrieb Selenskyj auf der Plattform X. "Wir fühlen die starke Unterstützung für die Ukraine, für unsere Menschen - sowohl Soldaten als auch Zivilisten, und unsere Unabhängigkeit", schrieb Selenskyj weiter. Gemeinsam werde an einer soliden Basis für eine Zusammenarbeit mit den USA auf der Suche nach wahrem Frieden und garantierter Sicherheit gearbeitet. Er lobte zugleich die Einheit Europas, die auf einem "außerordentlich hohen Niveau sei, einem Niveau das schon lange nicht gesehen wurde".

"Wir erörtern mit unseren Partnern Sicherheitsgarantien und die Bedingungen für einen gerechten Frieden in der Ukraine", schrieb Selenskyj weiter. Dazu seien weitere Treffen in naher Zukunft geplant. Schon am Donnerstag ist ein weiterer Sondergipfel in Brüssel geplant, bei dem neben der Ukraine-Krise unter anderem ein Plan für die Wiederaufrüstung Europas erörtert werden soll.

02.03.2025 • 22:18 Uhr

Merz dankt Starmer und Macron

CDU-Chef Friedrich Merz hat sich beim britischen Premier Keir Starmer und dem französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron für deren Friedensbemühungen im Ukraine-Krieg bedankt. "Vielen Dank für Ihre Führung, um einen dauerhaften und gerechten Frieden in der Ukraine zu erreichen", schrieb Merz auf X. Ihre Bemühungen seien ein Schlüssel, um Brücken über den Atlantik zu bauen. "Wir müssen geeint bleiben in unserem Ziel, Russlands Angriffskrieg zu beenden", schrieb Merz.

Das geplante Rohstoffabkommen zwischen den USA und der Ukraine ist laut US-Regierung vorerst vom Tisch. Das erklärte US-Finanzminister Scott Bessent auf Nachfrage im Gespräch mit dem Sender CBS. Er betonte, dass es bei dem Abkommen nicht nur um Rohstoffe gehe, sondern auch um andere wirtschaftliche Interessen. Ein Wirtschaftsabkommen ohne ein Friedensabkommen sei "unmöglich", erklärte Bessent. "Wir müssen abwarten, ob Präsident (Wolodymyr) Selenskyj weitermachen will", so der Minister. "Was nützt ein Wirtschaftsabkommen, das hinfällig wird, wenn er will, dass die Kämpfe weitergehen?" US-Präsident Donald Trump strebe ein Friedensabkommen an. Vor dem Eklat im Weißen Haus am Freitag war der Finanzminister für Verhandlungen über das Wirtschaftsabkommen in die Ukraine gereist.

Der französische Präsident Emmanuel Macron und der britische Premierminister Keir Starmer schlagen eine einmonatige Waffenruhe für die Ukraine vor. Die Waffenruhe zwischen Russland und der Ukraine sollte "in der Luft, auf den Meeren und bei der Energieinfrastruktur" gelten, sagte Macron der Zeitung "Le Figaro". Angesichts der Hinwendung der US-Regierung zu Russland hatte Starmer zuvor in London gesagt, Europa müsse jetzt die Initiative ergreifen und einen "neuen Plan für einen gerechten und dauerhaften Frieden" in der Ukraine erarbeiten. Der Waffenruhe-Plan solle im Anschluss den USA vorgestellt werden.

Der Co-Vorsitzende der SPD hat sich in den tagesthemen zur Lage nach dem Eklat im Weißen Haus vergangenen Freitag geäußert. Lars Klingbeil sagte, das Ereignis sei ein Weckruf gewesen. "Ich bin fest davon überzeugt, dass jetzt die Stunde Europas schlägt, dass es jetzt darum geht, dass dieser Weckruf auch von allen europäischen Partnern gesehen wird." Man müsse jetzt in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik vorankommen, Europas "ökonomische Resilienz" stärken und Europa als politischen Akteur stärken.

Allerdings gehe es nicht darum, mit den Amerikanern zu brechen. "Wir müssen tief im transatlantischen Verhältnis verankert sein und den Amerikanern auch immer wieder signalisieren: 'Wir wollen mit euch gemeinsam agieren'."

Klingbeil sagte weiter: "Wenn so mancher in diesen Stunden davon redet, wir sollen uns unabhängig machen von den USA, dann kann ich nur sagen, das ist nicht unser Weg". Er habe "kein Interesse daran, dass die Gräben tiefer werden".

Lars Klingbeil, SPD-Co-Vorsitzender, über die Herausforderungen Deutschlands und Stand der Sondierungsgespräche

tagesthemen, 02.03.2025 23:00 Uhr

Der frühere russische Präsident Dmitri Medwedew hat harsche und massiv abwertende Worte zum Ukraine-Gipfel in London gefunden. "Der russophobe Anti-Trump-Zirkel hat sich in London versammelt, um den Nazi-Nobodys in Kiew die Treue zu schwören", schrieb Medwedew, der heute Vize-Vorsitzender des Nationalen Sicherheitsrats Russlands ist, auf der Plattform X. "Es ist ein beschämender Anblick, schlimmer als der verbale Durchfall eines Clowns im Oval Office."

Abschließend behauptete Medwedew, die Teilnehmer des London-Treffens wollten "den Krieg bis zum letzten Ukrainer fortsetzen". Medwedew, der in seiner Zeit als Präsident Russlands (2008-2012) als liberaler Politiker galt, ist seit Kriegsbeginn gegen die Ukraine vor drei Jahren immer wieder mit scharfen Drohungen wie etwa dem Einsatz von Atomwaffen gegen den Westen aufgefallen.

Über die verstärkte europäische Solidarität mit der Ukraine nach dem Eklat in den USA

tagesschau, 02.03.2025 20:00 Uhr

Nach Worten des polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk wolle sich niemand Putins "Erpressung und Aggression" beugen. Er appelierte an die Stärke Europas: "Der beste Weg, Putin und andere Aggressoren abzuschrecken, ist, unsere eigene Stärke aufzubauen, und der beste Weg, (US-)Präsident (Donald) Trump davon zu überzeugen, die Zusammenarbeit mit Europa stärken und nicht schwächen zu wollen, ist unsere europäische Stärke. Jeder wird mit einem starken Partner zusammenarbeiten wollen."

Europa müsse daran glauben, eine große Militärmacht sein zu können. In Europa gebe es 2,6 Millionen Berufssoldaten - und damit mehr als in den USA, China oder Russland. Auch mit Blick auf Kampfflugzeuge und Artillerie sei Europa stark. "Europa hat hier gegenüber allen anderen einen Vorteil", sagte Tusk. "Heute gibt es in Europa einen Mangel an Vorstellungskraft und Mut", sagte er. "Europa muss seine Stärke verstehen."

02.03.2025 • 19:43 Uhr

Selenskyj trifft König Charles

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist am Abend nach dem Gipfeltreffen westlicher Staats- und Regierungschef vom britischen König Charles III. auf dem Landsitz Sandringham in Norfolk empfangen worden. Das Treffen mit dem Monarchen folgte zwei Tage nach dem beispiellosen Eklat im Weißen Haus zwischen Selenskyj und US-Präsident Donald Trump.

Trump war am vergangenen Donnerstag - vor dem Zerwürfnis mit Selenskyj - vom britischen Premierminister Keir Starmer zu einem Staatsbesuch nach Großbritannien eingeladen worden. Starmer überbrachte dem US-Präsidenten ein von König Charles unterschriebenes Einladungsschreiben. Trump gilt als großer Fan des Königshauses.

Laut dem britischen Premierminister Keir Starmer will sich eine Reihe von Ländern an der von Europa geplanten "Koalition der Willigen" beteiligen, um der Ukraine zu helfen. "Was die Koalition der Willigen angeht, so haben einige Länder heute angedeutet, dass sie Teil des Plans sein wollen, den wir entwickeln", sagt Starmer nach dem Treffen der europäischen Staats- und Regierungschefs in London. "Ich überlasse es ihnen, ihre eigenen Erklärungen darüber abzugeben, wie genau sie diesen Beitrag leisten wollen, aber wir haben es geschafft, das voranzubringen", fügt er hinzu.

Der britische Premierminister Keir Starmer hat angekündigt, dass Großbritannien 1,6 Milliarden Pfund (mehr als 1,9 Milliarden Euro) aufwenden, um der Ukraine 5.000 Raketen zur Luftverteidigung zu liefern. Europa müsse nun die Hauptlast der eigenen Verteidigung schultern, sagte er. Er teile nicht die Ansicht, dass die USA ein unzuverlässiger Verbündeter seien, Europa müsse aber weiter Mittel für die Ukraine bereitstellen.

Laut Bundeskanzler Olaf Scholz haben die am Gipfel teilnehmenden Staaten versichert, die Ukraine weiter unterstützen zu wollen. "Sie ist das angegriffene Land, Opfer der russischen Aggression", sagte Scholz. "Das ist die Wahrheit, die unverändert für alle ganz klar ist." Klar sei dabei auch, "dass wir die Ukraine eben finanziell und mit militärischen Mitteln unterstützen müssen", sagte Scholz weiter.

Nach Angaben von NATO-Generalsekretär Mark Rutte haben ihm einige europäische Spitzenpolitiker bei dem Gipfeltreffen ihre Pläne für Verteidigungsausgaben vorgestellt. Zu Einzelheiten wollte Rutte sich nicht äußern. Das sei Sache der Staats- und Regierungschefs.

An dem kurzfristig einberufenen Treffen nahmen neben Starmer, Scholz und Rutte auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, Polens Regierungschef Donald Tusk, Italiens Ministerpräsidentin Georgia Meloni, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Kanadas Premierminister Justin Trudeau, der türkische Außenminister Hakan Fidan und weitere teil.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen fordert, dass Europa dringend wieder aufrüsten muss. Den Mitgliedstaaten müsse der finanzielle Spielraum gegeben werden, um ihre Verteidigungsausgaben zu erhöhen, sagte sie nach dem Treffen zur Unterstützung für die Ukraine in London. Europa müsse den USA zeigen, dass es bereit sei, die Demokratie zu verteidigen. "Nach einer langen Zeit der Unterinvestition ist es nun von größter Bedeutung, die Verteidigungsinvestitionen für einen längeren Zeitraum zu steigern", sagte sie. "Die Mitgliedstaaten brauchen mehr haushaltspolitischen Spielraum, um ihre Verteidigungsausgaben steigern zu können."

Der Sicherheitsberater des Weißen Hauses, Mike Waltz, hat sich zu den Voraussetzungen für eine Beendigung des Krieges gegen die Ukraine geäußert. Dies werde russische Zugeständnisse mit Blick auf Sicherheitsgarantien und territoriale Zugeständnisse - also Gebietsabtretungen - von der Ukraine erfordern, sagte Waltz in einem Interview des Nachrichtensenders CNN. Weitere Details, was Russland tun müsse, blieb er schuldig.

Bei den Sicherheitsgarantien müsse in Zukunft Europa die Federführung übernehmen, sagte er. "Ein Teil davon ist Europas Beitrag zur eigenen Verteidigung, damit es die Fähigkeit dazu hat." Welche Art von Unterstützung sein eigenes Land leisten oder nicht leisten werde, müsse ausgehandelt werden.

Gleichzeitig griff er den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj scharf an: "Wir brauchen einen Anführer, der mit uns und schließlich mit den Russen verhandeln und diesen Krieg beenden kann", sagte Waltz. "Und wenn sich herausstellt, dass Präsident Selenskyjs persönliche oder politische Motive von der Beendigung der Kämpfe in diesem Land abweichen, dann denke ich, haben wir ein echtes Problem."

Bei einem russischen Drohnenangriff auf einen Kleinbus in der südukrainischen Großstadt Cherson ist eine Frau getötet worden. Weitere zehn Insassen des Busses wurden verletzt, einer von ihnen lebensgefährlich, teilte die Militärverwaltung mit. Die frontnahe Stadt Cherson ist immer wieder Ziel russischer Angriffe, entweder mit Drohnen oder auch mit Gleitbomben.

Bei einem russischen Artillerieüberfall auf die Stadt Nikopol wurden mindestens drei Menschen verletzt. Die Granaten hatten ein kleines Haus zum Einsturz gebracht, die Insassen wurden aus den Trümmern befreit, teilte die regionale Militärverwaltung auf Telegram mit.

Der britische Premier Keir Starmer hat einen dramatischen Appell zum Schutz der Sicherheit in Europa abgegeben. Beim Ukraine-Gipfel in London forderte er die dort versammelten Staats- und Regierungschefs auf, ihre Kräfte zu mobilisieren und Kiew im Abwehrkampf gegen die russische Aggression weiter zu unterstützen.

Es handele sich um einen Moment für die europäische Sicherheit, wie es ihn nur einmal in einer Generation gebe. "Wir müssen uns darauf einigen, welche Schritte aus diesem Treffen folgen, um Frieden durch Stärke zum Wohle aller zu schaffen", sagte Starmer bei der Eröffnung des Treffens. "Also lasst uns loslegen."

Der Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses Mike Johnson hat nach dem öffentlichen Zerwürfnis im Weißen Haus einen Führungswechsel in der Ukraine geliebäugelt ins Spiel gebracht. "Es muss sich etwas ändern", so Johnson gegenüber dem Sender NBC. "Entweder muss er zur Besinnung kommen und dankbar an den Verhandlungstisch zurückkehren, oder jemand anderes muss das Land dazu führen", so der Republikaner mit Blick auf den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. "Das müssen die Ukrainer selbst herausfinden", erklärte er. Unter Präsident Donald Trump machten die Vereinigten Staaten "Frieden durch Stärke" geltend, so Johnson weiter.

02.03.2025 • 15:34 Uhr

Gipfel in London hat begonnen

Zahlreiche Staats- und Regierungschefs sowie Vertreter von EU und NATO sind in London zum Ukraine-Gipfel zusammengekommen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) schüttelte kurz Hände mit dem britischen Premier und Gastgeber Keir Starmer, als er beim Lancaster House in London eintraf. Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist vor Ort, er soll später auch den britischen König Charles treffen.

Kurz vor dem Treffen war bekannt geworden, dass Großbritannien und Frankreich einen gemeinsamen Plan für eine Waffenruhe in der Ukraine vorlegen wollen. Beide Länder haben bereits die Bereitschaft signalisiert, zur Friedenssicherung Truppen in die Ukraine zu senden. Welche Rolle Deutschland spielen kann, blieb zunächst unklar.

Der britische Premierminister Keir Starmer hält gegen innenpolitischen Widerstand an der Einladung von US-Präsident Donald Trump zu einem zweiten Staatsbesuch fest. Starmer wies Forderungen etwa der Scottish National Party (SNP) zurück, angesichts des Eklats im Weißen Haus bei dem Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj die Einladung an Trump zurückzuziehen.

Entscheidend sei es, über den Frieden in Europa zu sprechen, sagt Starmer der BBC. Das britische Königshaus hatte Trump zum zweiten Mal zu einem Staatsbesuch eingeladen und ihm damit eine ungewöhnliche Ehre erwiesen. Zu einem ersten Staatsbesuch mit protokollarischen Ehren war Trump 2019 während seiner ersten Amtszeit empfangen worden.

Der französische Präsident Emmanuel Macron hat vor der Gefahr einer Ausweitung der russischen Militäroperationen in Richtung Westen gewarnt. Moskau müsse gestoppt werden, sonst sei dieser Fall wahrscheinlich, sagte er der Zeitung "La Tribune Dimanche".

Die Ambitionen des russischen Präsidenten Wladimir Putin seien eine existenzielle Gefahr für Europa. "Wir haben ein überbewaffnetes und aggressives Russland an unseren Grenzen. Es führt hier und in Europa terroristische Aktionen und massive Desinformationskampagnen durch", sagte Macron. Wenn Putin nicht aufgehalten werde, "wird er sicher nach Moldau und vielleicht darüber hinaus nach Rumänien weiterziehen".

Macron sagte weiter: "Es ist unsere Sicherheit, die auf dem Spiel steht." Es sei die eindeutige Bestimmung der Amerikaner, auf der Seite der Ukrainer zu stehen. "Ich habe daran keinen Zweifel", sagte er. Er wolle, dass die Amerikaner verstünden, dass eine Absetzbewegung von der Ukraine nicht in ihrem Interesse sei.

Das ukrainische Außenministerium hat einer Gruppe von Mitarbeitern der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) eine "Verletzung der territorialen Souveränität" der Ukraine vorgeworfen. Die IAEA-Mitarbeiter hätten das von Russland besetzte Kernkraftwerk Saporischschja in der Ukraine über das russisch besetzte Gebiet besucht. In einer Erklärung machte das Außenministerium dafür "russische Erpressung und systematische Versuche, internationalen Organisationen illegale und widersprüchliche Mechanismen für die Arbeit in den vorübergehend besetzten Gebieten aufzuzwingen", verantwortlich.

Der tschechische Ministerpräsident Petr Fiala bezeichnet militärische Hilfe für die Ukraine als Voraussetzung für einen dauerhaften Frieden. "Unser aller Ziel ist ein gerechter Frieden, ein Frieden, der dauerhaft ist", sagt Fiala in Prag vor seiner Abreise zu dem europäischen Gipfeltreffen in London. "Wir müssen die Ukraine noch mehr militärisch unterstützen, und wir müssen die Ukraine künftig militärisch stärken. Denn nur das wird eine Garantie für einen langfristigen Frieden sein."

Der russische Außenminister Sergej Lawrow lobt die Äußerungen von US-Präsident Donald Trump im Eklat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Lawrow bezeichnet Trump als Pragmatiker mit gesundem Menschenverstand und beschuldigt europäische Staaten, sie wollten den Krieg in der Ukraine fortsetzen.

Trump hatte Selenskyj für das Andauern des Kriegs verantwortlich gemacht, in dem sich die Ukraine seit mehr als drei Jahren gegen russische Angriffe verteidigt. Selenskyj hatte erklärt, er lehne einseitige Kompromisse zugunsten des russischen Präsidenten Wladimir Putin ab, der Teile der Ukraine annektieren ließ. Europäische Staaten hatten kritisiert, die Rollen Russlands als Angreifer und der Ukraine als Opfer dieses Kriegs dürften nicht verwechselt werden.

Der britische Premierminister Keir Starmer hat seine Forderung nach einer Absicherung durch die USA bekräftigt, damit die Europäer Russland nach einem möglichen Friedensabkommen von einem erneuten Überfall auf die Ukraine abhalten können. Für das Funktionieren eines Friedensabkommens sei, so Starmer, eine Art US-Rückversicherung nötig. Nur so könne eine europäische Friedenstruppe ihrerseits der Ukraine eine Sicherheitsgarantie geben. "Ich denke nicht, dass es ohne dies eine Garantie wäre", sagt Starmer der BBC.

Polen begrüßt den italienischen Vorschlag eines US-europäischen Gipfeltreffens. Der polnische Ministerpräsident Donald Tusk sagte, er unterstütze das Ansinnen der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Meloni hatte am Freitag erklärt, Italien werde seinen Partnern einen baldigen Gipfel der USA und europäischer Staaten vorschlagen. Dort solle erörtert werden, wie man aktuellen großen Herausforderungen begegne. Dabei solle es zunächst um die Ukraine gehen.

"Wirklich konkrete Zusagen erwartet hier eigentlich niemand", Annette Dittert, ARD London, zum Ukraine-Gipfel in London

tagesschau24, 02.03.2025 11:00 Uhr

Die dramatische Verschiebung der US-Außenpolitik stimmt nach Angaben aus Moskau mit der Vision Russlands überein. "Die neue Regierung verändert rapide alle außenpolitischen Strukturen. Das stimmt größtenteils mit unserer Vision überein", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Mittwoch in einem Interview mit dem russischen Staatsfernsehen, das erst heute veröffentlicht wurde.

US-Präsident Donald Trump bemüht sich seit seinem Amtsantritt um eine Annäherung an Russland. Aufgrund des großen Schadens, den die Beziehungen zwischen Russland und den USA laut Peskow in der Vergangenheit davongetragen hatten, haben die beiden Länder zwar noch einen weiten Weg vor sich. Aber wenn der politische Wille Trumps und des russischen Präsidenten Wladimir Putins beibehalten werde, "kann der Weg dorthin schnell und erfolgreich sein", sagte der Kreml-Sprecher. Trump war nach der Aufzeichnung des Interviews am Freitag einen weiteren Schritt auf Moskau zugegangen, indem er den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vor laufenden Kameras rügte.

"Das war zweifellos ein groteskes Schauspiel", so der Historiker Thomas Zimmer im Interview mit tagesschau24 über den Streit zwischen Wolodymyr Selenskyj und Donald Trump vor laufenden Kameras. Es handele sich um einen beispiellosen Moment in der US-amerikanischen Geschichte. "Aber es ist nicht die Ursache einer veränderten Haltung der USA, sondern selbst Ausdruck davon, dass Trump und seine Regierung vollkommen abgerückt sind."

Ein möglicher Wegfall der US-Militärhilfen für die Ukraine würden aus Sicht des Instituts für Kriegsstudien (ISW) in Washington Kremlchef Wladimir Putin einem Sieg in seinem Angriffskrieg näherbringen. Ein Ende der Waffenlieferungen könne zu einer Verstärkung der russischen Aggression, zur Einnahme neuer Gebiete und zur Zerstörung der Stabilität in der Region führen, teilte das ISW in einer Analyse mit. Die Experten bezogen sich auf Berichte, nach denen US-Präsident Donald Trump die Militärhilfe für die Ukraine stoppen könnte. Die bisherige Hilfe habe dazu beigetragen, russische Erfolge zu verhindern.

"Eine Kürzung der derzeitigen Hilfe für die Ukraine würde das erklärte Ziel von Präsident Trump direkt untergraben, einen nachhaltigen Frieden in der Ukraine zu erreichen", teilten die ISW-Experten mit. Sie warnten vor der Gefahr, dass Putin dadurch ermuntert werden könnte, seine strategischen Ziele der Kontrolle auch über andere Staaten des postsowjetischen Raums, darunter die baltischen NATO-Mitglieder Litauen, Estland und Lettland, mit Gewalt zu erreichen. "Eine Einstellung der Hilfe für die Ukraine würde den Einfluss der USA in der Welt schmälern und die Gegner der USA ermutigen", meinten die ISW-Experten.

Großbritannien und Frankreich wollen einen Plan für eine Waffenruhe in der Ukraine ausarbeiten. Das sagte der britische Premierminister Keir Starmer in einem BBC-Interview kurz vor Beginn der Ukraine-Konferenz europäischer und westlicher Spitzenpolitiker in London. "Wir haben uns nun darauf geeinigt, dass das Vereinigte Königreich zusammen mit Frankreich und möglicherweise ein oder zwei weiteren Ländern mit der Ukraine an einem Plan zur Beendigung der Kämpfe arbeiten wird", sagte Starmer.

Anschließend solle der Plan mit den Vereinigten Staaten besprochen werden. Das sei das Ergebnis von Gesprächen mit dem ukrainischen Wolodymyr Präsidenten Selenskyj, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und US-Präsident Donald Trump am Samstag. Zu dem Eklat im Weißen Haus zwischen Selenskyj und Trump sagte Starmer: "Das will niemand sehen." Deswegen habe er den Hörer in die Hand genommen und mit den Beteiligten gesprochen. "Mein Antrieb war, dies gewissermaßen zu überbrücken und uns wieder auf den zentralen Fokus zurückzuführen", sagte Starmer.

Bei russischem Beschuss der ostukrainischen Frontstadt Kramatorsk wurde den Regionalbehörden zufolge ein Mensch getötet. Zwei weitere Personen seien verletzt worden, teilte Bürgermeister Oleksandr Gontscharenko mit. Ein Wohnviertel sei getroffen worden. Dabei sei ein Mann ums Leben gekommen, ein weiterer Mann und eine Frau seien verletzt worden.

Aus anderen Landesteilen wurden wieder russische Drohnenangriffe gemeldet. Dabei wurde in der Stadt Saporischschja im Südwesten nach Behördenangaben ein Zivilist verletzt. Ein Wohngebäude sei getroffen worden. Dabei sei ein Brand ausgebrochen, bei dem das Dach zerstört und das Haus teilweise eingestürzt sei. Durch die Druckwelle der Explosion seien zudem benachbarte Häuser beschädigt worden. Dem Militär zufolge griff Russland in der Nacht mit insgesamt 79 Drohnen an. 63 Drohnen seien von der Luftabwehr abgeschossen worden.

Die ukrainischen Truppen geraten nach ihrem Gegenangriff im russischen Gebiet Kursk laut Militärbloggern zunehmend unter Druck. Die russischen Streitkräfte hätten immer mehr die Feuerkontrolle über die Versorgungswege der Einheiten Kiews in der Region, berichtete der ukrainische militärnahe Blog "DeepState". Die ukrainische Seite leitete demnach nicht genügend Schritte ein, um diese Gefahr abzuwehren. Dadurch verschlimmere sich die Lage der Streitkräfte Kiews. Gegenmaßnahmen seien dringend erforderlich, hieß es.

Russland hatte immer wieder angekündigt, die Region komplett zu befreien. Die ukrainischen Truppen waren dort Anfang August einmarschiert, um Russland in seinem Angriffskrieg zusätzlich unter Druck zu setzen.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der frühere ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, hat nach dem Eklat im Weißen Haus eine Wiederannäherung der Ukraine an die USA gefordert. "Jetzt ist die Zeit, die Wogen zu glätten", sagte Melnyk den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die Ukraine sei auf die Unterstützung der westlichen Partner "massiv angewiesen". Daher hoffe er, dass es "trotz aller Rückschläge gelingen wird, die transatlantische Einigkeit nicht aufs Spiel zu setzen", betonte er. Die Ukrainer seien sowohl den USA als auch Europa "unermesslich dankbar" für die "Errettung vor dem Abgrund", fügte Melnyk mit Blick auf den seit drei Jahren andauernden Verteidigungsgkrieg gegen Russland und die westliche Unterstützung hinzu.

Ukrainische Angriffe auf russische Gebiete an der Grenze zur Ukraine haben nach russischen Angaben bislang 652 Zivilisten das Leben gekostet. Unter den Toten seien 23 Kinder, sagte der Leiter des russischen Ermittlungskomitees, Alexander Bastrykin, der Nachrichtenagentur Tass in einem Interview. Fast 3.000 Menschen seien verletzt worden. Beweise für seine Angaben legt er nicht vor. Beide Seiten bestreiten, bei ihren Angriffen in dem Krieg Zivilisten ins Visier zu nehmen, den Russland vor drei Jahren mit seinem Überfall auf die Ukraine begonnen hat. Dennoch sind Tausende Zivilisten in dem Konflikt ums Leben gekommen, die große Mehrheit von ihnen sind Ukrainer.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
02.03.2025 • 03:01 Uhr

EVP-Chef fordert europäische Armee

Nach dem Zerwürfnis zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hat der Chef der europäischen Christdemokraten (EVP), Manfred Weber (CSU), schnelle Entscheidungen für eine eigenständige Verteidigungspolitik Europas mit einer europäischen Armee und atomarer Abschreckung gefordert. "Wer nach Washington blickt, der muss verstehen: Europa ist alleine und wir müssen uns jetzt eigenständig bewaffnen", sagt Weber den Zeitungen der Funke Mediengruppe laut Vorabbericht.

Der Partei- und Fraktionsvorsitzende der Europäischen Volkspartei nannte es "ein starkes und wichtiges Signal", dass Unions-Kanzlerkandidat und CDU-Chef Friedrich Merz jetzt mit Frankreich und Großbritannien über eine atomare Abschreckung Europas spreche. Das entsprechende Angebot von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sei von Berlin viel zu lange ignoriert worden. Der EU-Sondergipfel am kommenden Donnerstag müsse klare Entscheidungen fällen, fordert Weber. "Zudem müssen wir jetzt die ersten Schritte zur europäischen Armee gehen. Es wurde viel zu viel Zeit vertrödelt." Weber plädiert auch dafür, dass die europäischen Staaten Rüstungsgüter verstärkt aus europäischer Produktion beschaffen: "Wenn die USA als verlässlicher Freund und Partner ausfällt, dann stellt sich die Frage, warum wir unsere Waffen größtenteils in den USA kaufen?", sagte der EVP-Vorsitzende. "Wir müssen unsere eigene Verteidigungsindustrie stärken."

Eine neue Beobachtermission der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) ist russischen Angaben zufolge im russisch besetzten Atomkraftwerk Saporischschja in der Ukraine eingetroffen. "Es ist von grundlegender Bedeutung, dass die Route erstmals über das Territorium der Russischen Föderation führte", sagte Juri Tschernitschuk, der von Russland eingesetzte Leiter des Kraftwerks Saporischschja im Südosten der Ukraine, in einem Video auf Telegram.

Der Schichtwechsel der IAEA-Experten hatte sich wegen militärischer Aktivitäten rund um die Anlage um Wochen verzögert. Russische Truppen hatten das Kraftwerk Saporischschja, das größte in Europa mit sechs Reaktoren, in den ersten Wochen ihrer Invasion im Februar 2022 besetzt. Es produziert derzeit keinen Strom.

Nach dem Eklat im Weißen Haus wird der ukrainische Präsident Selenskyj in London empfangen - und erhält einen Milliardenkredit. NATO-Generalsekretär Rutte fordert Selenskyj auf, seine Beziehung zu US-Präsident Trump wiederherzustellen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete am 01. März 2025 tagesschau24 um 09:00 Uhr und die tagesschau um 12:00 Uhr.