Azubi-Werbung bei Facebook Ködern Firmen die Generation Z vergeblich?
Viele Ausbildungsplätze bleiben unbesetzt. Eine Umfrage zeigt: Um das zu ändern und mehr potenzielle Bewerber zu erreichen, müssen Unternehmen ihre Kommunikation stärker an das Medienverhalten Jüngerer anpassen.
Grundsätzlich sind sich junge Menschen und Betriebe einig: Die Suche nach dem Ausbildungsplatz findet online statt. Doch bei der Wahl der Social-Media-Plattformen zeigen sich deutliche Unterschiede. Das ergab die gemeinsame repräsentative Jugend- und Unternehmensbefragung der Bertelsmann Stiftung und des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).
Während die jüngeren Generationen eher auf Plattformen wie YouTube, TikTok oder Snapchat aktiv sind, schalten 70 Prozent der Unternehmen ihre Stellenanzeigen auf Facebook - obwohl hier nur jeder Vierte der jungen Menschen Zeit verbringt. Diese geben zu 30 Prozent an, Tiktok "oft" zu nutzen - was wiederum weniger als vier Prozent der Unternehmen tun. "Unternehmen sollten ihre Kommunikation stärker an das Medienverhalten der jungen Menschen anpassen, um mehr potenzielle Bewerber und Bewerberinnen zu erreichen", empfehlen die Studienautoren.
Wo die beiden Gruppen ihre Gemeinsamkeiten finden, ist laut der Studie Instagram. Auch analoge Kommunikation sollte nicht vernachlässigt werden, da Stellenanzeigen in Zeitungen oder an Schwarzen Brettern von jüngeren Menschen mit niedrigerer Schulbildung genutzt werden.
Kompetenzen wichtiger als Abschlüsse
Zugleich zeigt die Studie eine interessante Diskrepanz: Fast drei Viertel der Unternehmen halten die Kompetenzen und Eigenschaften der Bewerber und Bewerberinnen für wichtig, während formelle Abschlüsse an Bedeutung verlieren. Dies müsse besser kommuniziert werden: Denn die Ergebnisse der Studie zeigen, dass nur etwas mehr als die Hälfte der jungen Menschen überzeugt ist, dass ihre persönlichen Fähigkeiten wichtig sind. Ein Drittel widerspricht dieser Einschätzung sogar ausdrücklich.
"Junge Menschen sollten selbst bei schwächeren Noten nicht auf eine Bewerbung verzichten, sondern auf ihre Stärken vertrauen", betont Clemens Wieland, Experte der Bertelsmann Stiftung für berufliche Bildung: "Unternehmen können Kandidatinnen und Kandidaten gezielt zur Bewerbung motivieren, indem sie den Stellenwert persönlicher Kompetenzen in Ausschreibungen herausstellen."
Lehrstellen bleiben oft unbesetzt
Zumal die Ausbildung durchaus beliebt ist: Über 80 Prozent der Unternehmen und jungen Menschen sehen in ihr eine gute berufliche Grundlage. Darum machen die Forscher die mangelnde Werbung auf den richtigen Social-Media-Kanälen die Forscher mit dafür verantwortlich, dass Unternehmen und Auszubildende nicht zusammenfinden: Zuletzt blieben über 73.000 Ausbildungsplätze unbesetzt, während gleichzeitig mehr als 63.000 junge Menschen keine Lehrstelle fanden.
Für die Studie befragte das Institut iconkids & youth im Auftrag der Bertelsmann Stiftung mehr als 1.700 junge Menschen zwischen 14 und 25 Jahren im Februar und März. Das IW befragte im Zeitraum von März bis Mai die Personalverantwortlichen von 895 Unternehmen.