Teilnehmer sitzen auf einer Informationsveranstaltung der Alstom Transportation Germany GmbH in einer Werkhalle vor einem gepanzerten Transport-Kraftfahrzeug.

Panzer statt Züge Rüstungskonzern übernimmt Alstom-Werk in Görlitz

Stand: 05.02.2025 12:46 Uhr

Am traditionsreichen Produktionsstandort Görlitz werden künftig Panzerteile statt Straßenbahnen gefertigt. Eine Schließung des bisher von Alstom geführten Werks wird so abgewendet.

Der deutsch-französische Rüstungskonzern KNDS will künftig im sächsischen Görlitz Panzer bauen und übernimmt dafür ein dortiges Werk des französischen Zugherstellers Alstom. Im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) unterzeichneten die beiden Unternehmen eine entsprechende Rahmenvereinbarung.

Derzeit werden in Görlitz Doppelstockwagen und Straßenbahnen gebaut. "Je nach Projektstand werden diese Aufträge entweder in Görlitz abgearbeitet oder an andere Standorte verlagert", erklärten Alstom und KNDS. Der Rüstungskonzern will nun auf die Produktion für Panzer wie den Kampfpanzer Leopard 2, den Schützenpanzer Puma und den Radpanzer Boxer umstellen.

Nicht alle Mitarbeitenden werden übernommen

Insgesamt sollen etwa 580 der rund 700 Mitarbeitenden bei KNDS oder Alstom weiterbeschäftigt werden. "Erste Personalübernahmen durch KNDS sowie der Produktionsstart sollen bereits in diesem Jahr erfolgen", erklärten die Unternehmen.

Neben den am Standort Görlitz zu übernehmenden 350 bis 400 Alstom-Angestellten will KNDS bis zu 75 weiteren Beschäftigten Jobs an anderen KNDS Standorten anbieten. Alstom will außerdem 100 weitere Beschäftigte an andere eigene Standorte verlegen. Der gesamte Übergang des Standortes werde voraussichtlich 2027 abgeschlossen sein, hieß es.

Zuvor hatte es bereits länger eine Zitterpartie um das traditionsreiche Werk in Görlitz gegeben. Alstom hatte vormals angekündigt, den Standort zu schließen.

Scholz begrüßt Sicherung von Arbeitsplätzen

"Hier kommt zusammen, was wirklich zusammen passt", erklärte Tim Dawidowsky, Mittel- und Nordeuropa-Chef von Alstom. Die Belegschaft in Görlitz stehe für Qualität und hohe Expertise in der Metallverarbeitung. "Der Großteil der Mannschaft hat eine sehr gute Zukunft bei KNDS."

"Es sind sehr gute Nachrichten, dass Industriearbeitsplätze erhalten bleiben, obwohl Alstom aus Görlitz weggeht", erklärte Bundeskanzler Scholz. Ministerpräsident Kretschmer begrüßte, dass "Industriearbeitsplätze und Know-How gesichert" würden.

Der KNDS-Manager Florian Hohenwarter sagte: "Durch den neuen Standort Görlitz im KNDS-Produktionsverbund erweitern wir unsere Fertigungskapazitäten um die Verteidigungsfähigkeit von Deutschland zu stärken."

Rüstungsindustrie boomt

Laut Daten der Europäischen Verteidigungsagentur steigerten die EU-Mitgliedstaaten seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs 2021 bis 2024 ihre Verteidigungsausgaben um mehr als 30 Prozent. Im Jahr 2024 erreichen die Ausgaben demnach schätzungsweise 326 Milliarden Euro, was etwa 1,9 Prozent des BIP der EU entspricht.

Zwar wurden viele Bestellungen auch bei nicht-europäischen Herstellern aufgegeben; dennoch profitierten auch europäische Rüstungsfirmen kräftig von den Ausgabensteigerungen: In Deutschland verzeichnete etwa der hierzulande größte Rüstungskonzern Rheinmetall in seinem letzten Quartalsbericht ein noch nie gesehenes Wachstum.

Der Umsatz des Düsseldorfer Konzerns kletterte nach neun Monaten um 36 Prozent auf rund 6,3 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis legte um 72 Prozent auf 705 Millionen Euro zu.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR Sachsen - Das Sachsenradio am 05. Februar 2025 um 07:00 Uhr in den Nachrichten.